Der Faulturm in der Honiggasse 5/1
Wehrturm der ehemaligen Stadtbefestigung und Sitz unseres Pfadfinderstammes Heilig Kreuz
Das Schild hilft dir, den Faulturm in der Honiggasse zu finden.
Der Faulturm ist aus Buckelquadern » – also großen, behauenen Steinen – errichtet. Gebaut wurde er als Schalenturm »: nur drei Seiten sind gemauert, die Rückseite ist offen (oder wie beim Faulturm mit Holz verkleidet).
Der Faulturm steht an der Nordseite der ehemaligen äußeren Gmünder Stadtmauer in der Honiggasse. Du erreichst ihn durch ein schmales Gässchen zwischen den Gebäuden Honiggasse 3 und 5.
An seiner Westseite ist ein rund 20 Meter langer und 1,65 Meter breiter Teil der Stadtmauer erhalten.
Der Faulturm ist 20 Meter und 30 Zentimeter hoch – also ungefähr so hoch wie ein sieben- oder achtstöckiges Haus! Dennoch ist er der niedrigste der sechs noch bestehenden Türme der Stadtbefestigung.
Übrigens: Ursprünglich gab es sogar 23 Stadttürme! Damit hat die Stadt Schwäbisch Gmünd ihren Reichtum und ihre Wichtigkeit zur Schau gestellt. Denn sie war bis 1802 als Reichsstadt nicht den württembergischen Fürsten, sondern direkt dem deutschen Kaiser unterstellt.
So siehst du den Faulturm, wenn du vor ihm stehst. Ganz schön hoch!
Das Alter des Faulturms lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Vermutlich wurde er vor 1350 gemeinsam mit der Stadtmauer errichtet.
Warum ist es so schwierig, das Alter des Faulturms zu bestimmen?
Eine Möglichkeit der Altersbestimmung ist, in alten Urkunden nachzusehen. Beim Faulturm ist das aber besonders schwierig: Er hatte nämlich viele Namen. 1656 heißt er beispielsweise Biechelensturm oder Jungfernturm, 1823 wird er als Pflaumenturm oder Faulenturm erwähnt, später taucht auch der Name Hahnenturm auf.
Man kann auch die Holzbalken, mit denen zum Beispiel das Dach errichtet wurde, zur Altersbestimmung verwenden. Bäume wachsen nämlich in trockenen Jahren weniger als in feuchten. Und so haben die Jahresringe jedes Jahr eine andere Breite. Forscher können daher genau sagen, wann ein Baum gewachsen ist, dessen Holz im Bauwerk verwendet wurde. Das ist beim Faulturm leider nicht möglich: 1968 ist er in Folge eines Transformatorenbrandes vollständig ausgebrannt.
An einer Stelle der Honiggasse kannst du diesem Blick auf den Faulturm erhaschen!
Übrigens: Falls du bei deinen Freunden mit einem schwierigen Fremdwort angeben willst: Die Altersbestimmung anhand von Jahresringen heißt Dendrochronologie ». Das Wort kommt aus dem Griechischen: déndron bedeutet „Baum“, Chrónos „Zeit“ und lógos heißt „Lehre“. Forscher an der Universität Hohenheim in Stuttgart haben einen „Jahresringkalender“ erstellt, der bis zur letzten Eiszeit zurückreicht – das sind fast 12.500 Jahre!
Der Faulturm hieß nicht schon immer so. Das weißt du natürlich schon, wenn du oben den Abschnitt gelesen hast, warum es so schwierig ist, das Alter des Faulturms zu bestimmen.
Aber woher kommt der Name Faulturm? Früher nutze man in vielen Städten die Türme der Stadtbefestigung auch als Gefängnis. Je nach dem Verbrechen, das man begangen hatte, wurde man in einen anderen Turm eingesperrt. Daher gibt es in vielen Städten zum Beispiel Diebstürme. Wenn man seine Schulden nicht bezahlen konnte oder wollte (also ein „fauler“ Zahler war), wurde man in einen Schuldturm oder Faulturm eingesperrt.
Übrigens: Auch heute noch kann man ins Gefängnis kommen, wenn man sich weigert, eine gerichtlich angeordnete Geldstrafe zu bezahlen! Aber natürlich wird niemand mehr im Gmünder Faulturm eingesperrt…
Vom Faulturm aus blickst du über die Dächer der Stadt – eingesperrt wurde man aber eher im unteren Teil.
Die Pfadfinderbewegung war während der Zeit des Nationalsozialismus verboten. Aber die Idee des Pfadfindertums war so gut, dass bereits 1946 wieder ein katholische Pfadfinderstamm in Gmünd gegründet wurde.
Dieser Stamm gab sich 1952 den Namen „Heilig Kreuz“ – nach dem Gmünder Heilig-Kreuz-Münster ». Schon ein Jahr später konnten die St. Georgs-Pfadfinder den Faulturm von der Stadt mieten und in harter Arbeit als Domizil herrichten.
Der Brand 1968 war ein herber Schlag für uns Pfadfinder. Bis 1975 wurde der Turm neu ausgebaut und wird noch heute von unserem Stamm Heilig Kreuz genutzt: unter anderm finden unsere Gruppenstunden hier statt.
Wenn du genau hinsiehst, kannst du einen Pfadfinder erkennen, der im Gruppenraum sitzt!
Von außen kannst du den Faulturm jederzeit ansehen. Du kannst allerdings nicht um ihn herumlaufen, da die Grundstücke um ihn herum nicht öffentlich zugänglich sind.
Als Pfadfinder lernst du den Turm während deiner Gruppenstunden auch von innen kennen – unser Gruppenraum ist im obersten Stockwerk!
Die Hinweisschilder zeigen dir den Weg zum Faulturm.
Während der Remstal-Gartenschau 2019 » hatten wir den Turm von Mai bis September an vielen Samstagen auch für die Öffentlichkeit geöffnet.